Politik

Das „Textilbündnis“: Ein richtiger Schritt gegen Ausbeutung und Kinderarbeit

Eigentlich ist es ja selbsterklärend, warum so viele Partner in spe dem „Bündnis für Nachhaltige Textilien“ des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung letztlich doch nicht beigetreten sind.

Zwar steht das Ziel des Bündnisses, nämlich die Arbeits- und Lebensbedingungen in der Textilindustrie in Niedriglohnländern zu verbessern, für alle Betreffenden außer Frage, nur bei den halbwegs konkreten Zielmarken und Aspekten der Umsetzung gab es für eine Reihe von Unternehmen keinen Konsens mit dem Ministerium, sodass beispielsweise Adidas, Aldi, Lidl, Kik, H&M, Puma, C&A und die Otto Group sich vorerst nicht an diesem Bündnis beteiligen werden.

Ausreden?

Der Gesamtverband textil+mode, ebenfalls nicht unter den Partnern des Bündnisses, begründet seine Enthaltung mit der angeblichen Unmöglichkeit, überhaupt deutsche Standards, geschweige denn jene, die vom Bündnis gefordert werden, anderswo mittelfristig umzusetzen. Die Umsetzung sei zudem äußerst schwierig, da man kaum bis gar keinen Einfluss auf die Produktionsbedingungen vor Ort habe und die internationale Arbeitsteilung eines moderńen Kleidungsstücks zu komplex sei, als dass man gemäß des Bündnisses alle Aspekte kontrollieren könne. Wird hier der eigene Einfluss klein geredet? Schließlich wäre das bündniskonforme Qualitätsmanagement mit Mehrkosten verbunden, die gerade bei den großen Marktwettbewerbern ordentlich zu Buche schlagen würden. Diese Mehrkosten würden zwar eingepreist, doch teurere T-Shirts und Jeans lassen nunmal schwerer verkaufen. Das kommt auch dem Verband nicht in die Tüte, weshalb man das Bündnis ablehnt, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass echte Fortschritte „Diplomatie und Entwicklungshilfe“ verlangen.

Noch nicht perfekt, aber der richtige Schritt

Aber ist dieses Bündnis nicht genau das? Dass das Bündnis nicht von Anfang an perfekt ist, ist eigentlich klar. Dass am Aktionsplan gefeilt werden muss, ist selbstverständlich. Aber dass es überhaupt zu dieser Initiative von staatlicher Seite kam, ist zumindest begrüßenswert. Ansonsten wäre auch in Zukunft nichts passiert. Viele Unternehmen würden sich allenfalls eigene Prinzipien (nach Gutdünken?) auferlegen oder sich aus wirtschaftlichen Erwägungen oder schlimmstenfalls mit Vorsatz gegen den Fortschritt sozialer, gesundheitlicher und ökologischer Standards in den betreffenden Produktionsländern weigern. Bis die nächste Fabrik in Bangladesh einstürzt…

Dieser Verantwortung in der globalisierten Wirtschaftswelt, die eigentlich selbstverständlich sein sollte, ist sich das Ministerium nun bewusst geworden und hat gehandelt. Es zeigt, dass bewusst konsumieren eben nicht nur die alleinige Sache des Konsumenten ist. Es geht einher mit dem bewussten Produzieren. Zu den Verantwortlichen hierbei zählen die Politik als Initiator und „Spielleiter“. Und die Wirtschaft, die die „Spielregeln“ akzeptieren muss. Vor allem dann, wenn sie, wie bei diesem Bündnis, die Regeln – im Konsens – mitgestalten darf.

 

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