Schafft Fairtrade mittel- bis langfristig bessere soziale Verhältnisse für die Produzenten in Entwicklungs- und Schwellenländern? Mit besonderem Hinblick auf Fairtrade-Kaffee wollen mehrere Studien herausgefunden haben, dass dies mitnichten der Fall ist. Hierüber berichtete der Autor Axel Hansen am Montag in seinem Artikel auf ZeitOnline.
Fairtrade bringt kaum was – vor allem nicht für die Armen
Das Faitrade-System weise dabei immanente Fehler auf, die falsche Anreize setzten und keine signifikanten Wege aus der Armut vieler Produzenten darstellten. Bezug wird dabei auf die Erkenntnisse folgender Studien genommen:
- Fairtrade, Employment and Poverty Reduction in Ethiopia and Uganda ↗
- Fair Trade and Free Entry: Can a Disequilibrium Market Serve as a Development Tool? ↗
Das Thema ist allerdings längst nicht neu, jüngst hatte bereits das Stanford Social Innovation Review vor 3 Jahren über die Mängel beim Fairtrade-Kaffee geschrieben und noch im Mai dieses Jahres berichtete der Guardian über die Defizite von Fairtrade in Afrika.
Fairtrade wehrt sich
Natürlich erhebt die Fairtrade Organisation Einspruch gegen die Ergebnisse der Studie: Die Erträge würden steigen und steigen, und eine schon vor 2 Jahren erstellte Studie belegt die angebliche Förderung der ländlichen Entwicklung durch Fairtrade. Aber was soll man nun glauben? Ein Meinungsstreit der (vermeintlichen) Experten findet statt – zwischen Wirtschaftsfachleuten und der Fairtrade Organisation – der Ausgang jedoch bleibt diffus, und der Verbraucher, der vor allem hierzulande vom Fairtrade-Siegel überzeugt war, bleibt ratlos.
Thema einseitig beleuchtet
Natürlich stellt sich die Frage, was an einem System gut sein soll, wenn ein Großteil des vielen Geldes, dass wir für teuren Fairtrade-Bio-Kaffee auf den Tisch legen, nur zum geringsten Teil an die eigentlichen Produzenten weitergegeben wird. Gravierender ist zudem, dass es wohl noch immer mit der Qualität der Produkte hapert, vor allem deshalb, weil Ware in bester Qualität bemerkenswerterweise gerade außerhalb des Fairtrade-Systems zu noch höheren Preisen umgesetzt werden kann!
Doch greift die Darstellung des Problems allzu kurz, denn wieder einmal wurden in den Studien vor allem wirtschaftliche Vermessungen an Phänomenen vorgenommen, die weitaus mehr bieten als das, was man lediglich in monetären Zahlen abbilden kann.
Dabei kommt der Verdacht auf, dass die mediale Verbreitung derartiger Studienergebnisse die gerade hierzulande weit verbreitete Freude am Knausern – insbesondere beim Einkauf von Lebensmitteln – geradzu fördert, sozusagen als wissenschaftlicher Beleg dafür, dass Fairtrade letztlich grober Unfug sei.
Fairtrade: Nicht perfekt, aber auf dem guten Weg
Dabei wurden sowohl in den Studien als auch im oben erwähnten Artikel auf ZeitOnline tunlichst die Vorzüge des Fairtrade beiseite gekehrt, die es so wertvoll machen. Dass Fairtrade kein perfektes System ist, sondern wie alle vom Menschen geschaffenen Gebilde stetig weiterentwickelt werden muss, steht außer Frage. Fairtrade ein kapitales Scheitern zu attestieren geht allerdings zuweit, denn gerade seine Errungenschaften hinsichtlich der Eindämmung von Kinderarbeit, der grundlegenden Etablierung menschenwürdiger Preise sowie der Schaffung von Standards im Arbeitsschutz können bei aller Kritik nicht einfach unter den Tisch gekehrt werden. Möglicherweise bietet gerade Fairtrade-Kaffee nicht immer Premium-Qualität, jedoch hat er eben diese sozialen Merkmale, die anderen Kaffees abgehen.