Jede Menge medialen Hype errang kürzlich die Vorstellung des neuen iPhone 6 von Apple, dazu wurde auch das Geheimnis um die sogenannte iWatch gelüftet. Neben allerlei typischen Funktionen sei die iWatch auch in der Lage, den eigenen Schlaf zu tracken. Doch was bringt das und warum sollte man überhaupt seinen Schlaf tracken?
Die Idee, den eigenen Schlaf zu tracken, also aufzuzeichnen und zu analysieren, kommt aus der Fitnesswelt. Für ein gesundes Leben sind demnach nicht nur ausreichend Sport und Bewegung sowie eine gute Ernährung, sondern auch genügend Schlaf von entscheidender Bedeutung. Die entsprechenden Gadgets und Apps zum Sleep-Tracking, wie FitBit One, Sleep As Android, Jawbone Up, Sleep Cycle, SleepBot u.s.w, können dabei von viel bis kaum etwas. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie dabei verschiedene Formen der Accelerometer-Technologie verwenden, mit der Bewegungszustände gemessen werden können. Die Geräte werden immer ausgereifter und werden mitunter bereits als „ultimativer Fitness und Schlaf Tracker“ beworben, hier die Basis Peak Armbanduhr:
Vollautomatisches Monitoring über den eigenen Körper
Auffallend ist, dass die Zielgruppe für die Sleep-Tracker im Werbeclip idealerweise stets in Bewegung ist: So ziemlich aktive Typen, immer auf dem Sprung, immer in Aktion. Insofern ist es für die Tracking-Funktion einer solchen Uhr ganz praktisch, dass sie sowieso immer dabei ist. Über jeden Bewegungszustand, jede Veränderung von Plus, Hauttemperatur, Hautfeuchtigkeit und vieles mehr führt solch ein Gerät penibel Buch. Diese Uhr erkennt automatisch, wann man wach ist, wann man durch den Wald joggt und wann man schläft. Und sicherlich auch, wann man faulenzt. Stellt sich nur die Frage, was man mit all den Tracking-Daten anfängt und ob man sie richtig auswerten kann.
Der Leistungssport macht’s vor
Aber was bringt es eigentlich, den eigenen Schlaf zu tracken? Dass wir schlafen müssen ist klar. Mit ausreichend Schlaf sind wir wach, aufmerksamer, kreativer und können uns viele neue Dinge viel besser merken. Wer Leistung erbringen will, sollte sich regelmäßig aufs Ohr hauen, und zwar zwischen 7 und 9 Stunden am Tag. Leistungssportler, so hört man, sollen mitunter sogar noch mehr schlafen – hört, hört! Und die sind ja auch Profis in Sachen Self-Monitoring mithilfe von Fitness- und Sleep-Tracker. Wer erfolgreich sein will, sollte es ihnen gleichtun, nicht wahr?
Der Körper als Stellschraube
Vom Leistungssport lernen heißt erfolgreicher werden. Mehr Fitness, besser schlafen, mehr Erfolg im Job, mehr Glück im Leben. So zumindest argumentieren die Anbieter von Self-Tracking Geräten und Apps: Die App macht dein Leben besser! Der Vermessungs- und Überwachungswahn, den wir aus der Wirtschafts- und Arbeitswelt, des Bürokratismus und der Öffentlichen Sicherheit kennen, beginnt nun, unsere Körper zu übernehmen. Wie ein Controller das Unternehmen auf Effizienz trimmt, sichten wir nun unsere Körper, sammeln unsere Existenzmuster, bewerten und vergleichen die vermeintlich wichtigen physischen Kennzahlen.
Für nachlässige und willensschwache Selbst-Optimierer?
Was sagen uns die Werte des Self-Monitoring? Eben, nur diesbezüglich Relevantes. Ihr schmales Spektrum allein ist schon eine Referenz an den herrschenden Effizienzanspruch. Unser Körper verkommt dabei zu einer justierbaren Stellschraube, die uns den Weg zum Erreichen unserer Ziele blockiert, wenn sie angerostet ist. Also brauchen wir Disziplin, um das Beste aus uns herauszuholen. Wer aber keine Disziplin, keinen Willen, keine Ausdauer aufbringen vermag um fitter, schlanker und erfolgreicher zu werden, der braucht einen Zuchtmeister, so wie eines dieser neuen Gadgets des Self-Monitoring.
Wer sich selbst nicht verändern kann oder will, den zwingen die nackten Zahlen als nackte Tatsachen des eigenen Versagens dazu. Durch die Vernetzung des eigenen getrackten Fitness- und Schlafprofils mit Gleichgesinnten via Social Media steigen die Erfolgsaussichten ins Unermessliche. Bei soviel Druck und schlechtem Gewissen durch Technik und sogenannte „Freunde“ kann ja gar nichts schiefgehen beim Erreichen der eigenen Ziele, oder?
Zweifelhafte Daten
Bleibt nur zu hoffen, dass das Sleep Tracking nicht zu falschen Ergebnissen führt. Es ist nämlich immer noch fraglich, ob die aktuellen Sleep Tracker zwischen bloßem Faulenzen und echtem Schlaf immer unterscheiden können und sogar die eine oder andere Schlafstörung erkennen. Oder ob sie sensibel genug für nächtliche Apnoe sind. Das wären wirklich eine technologische Errungenschaft.
Ganz zu schweigen davon, dass herkömmliche Sleep Tracker nichts über die eigentliche Qualität des absolvierten Schlafes aussagen können. Denn ansonsten ist die Interpretation aller üblichen Daten gängiger Sleep Tracker für Aussagen, die auf einen gesunden, erholsamen Schlaf aus sind, mehr als dürftig. Im schlimmsten Fall können nämlich 8 Stunden Schlaf eine Tortur gewesen sein, egal was der Sleep Tracker dazu sagt, da er als auch der Anwender die ausgewachsene Schlafstörung dabei nicht erkennen. Die Entwicklung dieser Technologie schreitet hoffentlich auf ein sinnvolles Level hinaus.
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