Wenn wir wissen wollen, was ein Bio-Produkt taugt und ob es wirklich hält, was es verspricht, dann greifen wir seit nunmehr 30 Jahren gerne zur Verbraucher-Zeitschrift „ÖKO-TEST“, denn ÖKO-TEST hat sich in dieser Nische der Produktbewertung bislang als marktführend etabliert.
Das Magazin sowie seine zahlreichen Ableger wie „ÖKO-TEST Kompakt“, „ÖKO-TEST Ratgeber“, „ÖKO-TEST Spezial“, „ÖKO-TEST Kompass“ und Jahresausgaben erreichen jeden Monat sage und schreiben gut 1,7 Millionen Leser.
ÖKO-TEST reitet also sehr erfolgreich auf der Öko-Welle mit zirka 11 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Keine Frage, dass man in einer solchen Position besonders streng mit schwarzen Schafen ist – letztlich um die Qualität und Glaubwürdigkeit der eigenen Test-Ergebnisse zu schützen. Denn manche Hersteller schmücken sich mit dem begehrten Siegel von ÖKO-TEST, ohne es tatsächlich verdient zu haben, genauso wie manche Händler mit dem Siegel werben, wo gar keins vergeben wurde. Hiergegen geht ÖKO-TEST zu Recht vor; erst kürzlich gewann ÖKO-TEST einige Prozesse gegen den Missbrauch des ÖKO-TEST Labels.
Nichtsdestotrotz hat die Bewertung von ÖKO-TEST einen gewaltigen Haken, der nunmehr, wie jüngst bekannt wurde, auch viele eigentlich ehrliche Einzelhändler trifft: Wann und vor allem wie ein Produkt geprüft wird, bestimmt ÖKO-TEST ganz alleine, was bedeutet, dass sich die Prüf-Parameter derart ändern können, dass ein einstmals als „sehr gut“ befundenes Produkt bei einem aktuellen Test auch mal komplett durchfallen kann. Dies wäre sicherlich kein gutes Verkaufsargument, weshalb Einzelhändler gerne nur Produkte anpreisen, die ein gutes ÖKO-TEST-Siegel vorweisen können. Hierfür müssen sie allerdings stets das aktuelle Testergebnis eines Produktes prüfen, denn ansonsten machen sie sich des Labelmissbrauchs schuldig. Auf diese Art und Weise hat es nämlich jüngst nach Meldung des IVN (Int. Verband d. Naturtextil-Wirtschaft) eine ganze Reihe von Einzelhändlern getroffen, die nämlich, so die Unterstellung, Produkte mit nicht mehr aktuellen Bewertungs-Siegeln von ÖKO-TEST beworben haben. Eine Onlinehändlerin in Weimar, beispielsweise, wurde von ÖKO-TEST deshalb mit 1.500 Euro abgemahnt.
Aus diesem Grund, so der IVN, muss derzeit ausdrücklich vor der Verwendung des ÖKO-TEST-Siegels gewarnt werden, es sei denn, die ausgezeichneten Testergebnisse der betreffenden Produkte werden von den Einzelhändlern ständig auf Aktualität geprüft, da „es jederzeit zu einer nicht voraussehbaren Herabstufung“ seitens ÖKO-TEST kommen könne.