Für viele Verbraucher ist es zunehmend wichtig, wo ihre Kleidung hergestellt wurde und wie sie gehandelt wird, und das nicht erst seit den letzten Tragödien eingestürzter Textilfabriken in Asien.
Vielmehr manifestiert sich bei uns mehr und mehr eine konkrete Vorstellung davon, was „gute“ Alltagsprodukte ausmachen sollte, und zu diesen Kriterien zählen neben Qualität und Langlebigkeit eben auch die Produktionsumstände. Schließlich ist gerade auch die Textilbranche ein Musterbeispiel der Globalisierung: Ein weltweit vernetztes System aus Produzenten, Zulieferern, Zwischenhändlern und Kunden, dass kaum zu durchblicken ist. Hier ist immer noch Eigeninitiative bei der Informationsbeschaffung zu Marken und Labels gefragt. Denn für uns schlagen sich die Produktionsumstände und Gewinnmargen der Hersteller schließlich auf dem Preisschild nieder. Doch apropos: Zu welchem Preis? Wo bei den Löhnen und Sicherheitsstandards in den Fabriken besonders gespart wird, fallen die Preis an der Ladentheke extrem niedrig aus. Doch was kann der Verbraucher, dem dieses Spiel sauer aufstößt, dagegen tun?
Bewusster und informierter Textilien kaufen
Zum einen können wir bewusst „faire“ Kleidung kaufen, will heißen: Zertifizierte Kleidung, die samt ihrer Rohstoffe möglichst fair produziert und gehandelt wurde, idealerweise unter zusätzlicher Berücksichtigung ökologischer und sozialer Standards. Hierfür käme beispielsweise Kleidung mit dem Label der Fair Wear Foundation (FWF) im Sozialen Bereich sowie jene mit dem IVN Best Siegel für Umweltbereich in Frage.
Preis kein Indiz für Fairness
Wer hingegen auf oben genannte Labels verzichten will, sollte sich nicht vom vermeintlichen Glanz großer Marken und schon gar nicht vom Preis täuschen lassen. Nur weil ein paar Jeans hochpreisig sind, heißt das noch lange nicht, dass deshalb mehr vom Kuchen für das produzierende Gewerbe und für die Heerscharen von Arbeitern in den Fabriken übrig bleibt. Wie das Wall Street Journal unlängst eindrucksvoll am Beispiel eines Paars Jeans gezeigt hat, gehen lediglich 5 % des Preises für den Endkunden in die tatsächliche Produktion. Nahezu die Hälfte des Verkaufspreises hingegen, nämlich gute 47 % verschlingen Vertrieb und Lagerung. Hinzu kommen 18 % des Verkaufspreises für die Rohstoffe, 20 % für die Transportkosten sowie 10 % für sonstige Kosten, die mit der eigentlichen Produktion nur wenig zu tun haben. Insbesondere das Exportgeschäft scheint also in der Textilbranche eine über die Maßen einträgliche Nische zu sein.
Auch wenn dies nur eine beispielhafte Kalkulation ist, so betrifft sie die Masse der hierzulande verkauften Textilware, denn die „konventionellen“ Hersteller und Händler haben nach wie vor das Steuer in der Hand: Zu den Top 10 der Textilbranche in Deutschland zählen Otto, gefolgt von H&M, C&A, Metro, Karstadt, Peek & Cloppenburg u.s.w. Keine Frage: Gerade diese Ketten nehmen mehr und mehr Bio- und Fair-Trade-Kollektionen in ihre Sortimente auf, doch oft unter dem Dach eigener oder mitentworfener Labels. Doch gerade hier gilt: Je näher ein Hersteller oder Händler dem betreffenden Label steht, umso kritischer sollten wir hinsichtlich der Aussagekraft dieser Labels hinterfragen.